Gaslighting geschieht so oft und häufig geradezu beiläufig, dass viele es gar nicht richtig wahr- oder ernstnehmen. Der Begriff wurde geprägt durch den 40er-Jahre-Film “Das Haus der Lady Alquist”, im Original “Gaslight”. In diesem Film manipuliert ein Ehemann gezielt Gegenstände, um seine Frau in den Wahnsinn zu treiben. Er streitet ihr gegenüber ab, etwas von den merkwürdigen Vorgängen (beispielsweise flackernde Gaslampen) zu bemerken oder schiebt ihr die Schuld für verschwundene Gegenstände (die er zuvor entwendet hat) in die Schuhe – er macht das so lange, bis seine Frau tatsächlich an ihrem Verstand zweifelt.

Das ist natürlich alles sehr plakativ, verdeutlicht aber ganz gut, worum es sich beim Gaslighting handelt – auch wenn die Motive in echt wohl eher selten so offensichtlich, sondern im Gegenteil nur schwer zu ergründen sind. Es geht dem*der Täter*in darum – warum auch immer –, den Glauben des Opfers an die eigene Wahrnehmung zu zerstören. (...)

Die für Unwissende oft überzogen wirkende Reaktion Betroffener auf scheinbar harmlose Handlungen oder Aussagen von Täter*innen können dazu führen, dass genau das geschieht, worauf es die Täter*innen abgesehen haben: Betroffene werden als „überempfindlich“ oder sogar als „verrückt“ abgestempelt. (...)

Ich möchte anhand meiner persönlichen Erfahrungen veranschaulichen, wie Gaslighting in einem extremen Fall aussehen kann – und hoffentlich damit anderen Betroffenen helfen zu verstehen, dass sie nicht allein sind. (...)

Die Täterin ist meine Mutter. Sie behauptete mir gegenüber immer wieder, die Erzieher*innen im Kindergarten hätten ihr erzählt, wie merkwürdig ich sei und dass niemand mit mir spielen wolle. (Später fand ich heraus, dass das nicht so war.) Daraufhin begann ich, mich im Kindergarten unwohl zu fühlen und entwickelte Angst vor den anderen Kindern. Schon damals brachte mich meine Mutter das erste Mal zu einer Therapeutin, da mit mir ja „etwas nicht stimmte“. Die Therapeutin fand zwar nichts heraus, aber die Verunsicherung bei mir saß tief. (...)

Es kam auch vor, dass Gegenstände in unserem Haus kaputt gingen, Gläser zerbrachen, und meine Mutter steif und fest behauptete, sie habe gesehen, wie ich das Glas heruntergeworfen hatte – obwohl ich mich daran überhaupt nicht erinnern konnte. Bis heute bin ich immer in Sorge, wenn irgendwo etwas kaputt geht, dass ich in irgendeiner Weise daran schuld sein könnte. (...)

Einmal kam ich nachts nach einer Party zur vereinbarten Zeit nach Hause – meine Mutter war noch wach und begann sofort zu schreien, als ich zur Tür hereinkam. Sie behauptete steif und fest, wir hätten eine andere Uhrzeit vereinbart gehabt und machte mir schlimme Vorwürfe, da sie aufgrund meines unverantwortlichen Verhaltens schlimme Ängste habe ausstehen müssen. (...)

Anmerkung von Hartmut Wolters: Vom Vater keine Rede. Offensichtlich handelt es sich um ein entfremdetes Kind. Gaslighting hoch zwei.